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Schienen-, Rungen- & Drehschemelwagen
- Köln, Augsburg, Stuttgart und Regensburg -
 
 
5.3.1. Zweiachsige Schienenwagen 
Die hier vorgestellten Bauarten sind eng miteinander verflochten und gehen auf gemeinsame Vorfahren zurück. Oft ist es auch für den Fachmann nicht einfach, die älteren Länderbauarten um 1870 oder 1880 zweifelsfrei einem Zwecke zuzuordnen. Zu dieser Zeit galten diese Fahrzeuge oft als "Plattformwagen", es konnten niedrige bis halbhohe Bordwände aber auch Rungen gesteckt werden, einzig die paarweise einzusetzenden Drehschemelwagen hatten wegen ihrer kurzen Achsstände eine Sonderrolle.

Abseits ihrer eigentlich Rolle, dem Schienentransport, konnten diese Fahrzeuge (je nach Zubehör) auch für andere Güter eingesetzt werden. Baumstämme, Maschinenteile, Frachten, die nicht ungeteilt auf kürzeren Wagen transportiert werden können, sowie Fahrzeuge um nur einige Beispiel zu nennen.


Zweiachsiger Schienenwagen Sm Augsburg

Der Ahn der hiesigen Reihe ist der Schienenwagen, möglichst niedrige Ladefläche, Rungen und niedrige (oft umklappbare) Stirnwände, wuchs er mit der Länge der fertigungstechnisch möglichen Schienen. 1905 erschienen die ersten Wagen mit einer Ladelänge von 15 m, größere Längen übernahmen dann die vierachsigen Schienenwagen. Obwohl in der DRG-Zeit 30 m lange Schienen technisch möglich waren, wurden zum Kriegsbeginn weitere derartige Fahrzeuge entwickelt, die aber jetzt hauptsächlich für den Fahrzeugtransport gedacht waren.



Das Angebot an Großserienmodelle ist bescheiden, lediglich Fleischmann und Märklin haben einen zweiachsigen Schienenwagen im Angebot. hier muß man mit einigen Kompromissen leben:
Verkürztes Fahrzeug, zu hoch, falsches Sprengwerk, Doppelschakenlaufwerk. M.E. lohnt sich der Aufwand des Umbaues nicht und so läuft der Wagen bei mir unverändert.
Vierachsiger Schienenwagen SSk Köln nach Musterblatt IId6

Der kurze preußische Schienenwagen für 35 t Ladegewicht hatte ein hochgestelltes Bremserhaus, um die Schienen durchladen zu können. Auf amerikanischen Drehgestellen aus Flacheisen kostete er vor dem Weltkriege 5048 Reichsmark.





Das Feischmann-Modell hat keine größeren Mängel, so daß es unverändert eingesetzt werden kann. Schon im Lieferzustand sind die Spurkränze recht niedrig.
Vierachsiger Schienenwagen SSk Köln nach Musterblatt A3




Im "Handbuch für den Güterwagenaufsichtsdienst" noch als Plattformwagen bezeichnet, soll der Essener SSml nach Musterblatt IId7 stellvertretend für die Vielfalt an solchen Wagen stehen.

Der SSml nach Musterblatt A3 ist ein Verbandswagen mit Preßblechdrehgestellen für 35 t Ladegewicht und Nachfolger des oben gezeigten preußischen IId7.



Sehr ordentliches Modell von Roco, hier in der Ausführung der Reichseisenbahnen für den Länderbahnzug.
Achtachsiger Tiefladewagen nach besonderer Zeichnung



Das Reich als hochindustriealisiertes Zentrum in Europa hatte mit den Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnen nicht nur das weltgrößte Eisenbahnunternehmen der Jahrhundertwende, auch existierte mit dem Ruhrgebiet eine Region unglaublicher Industriedichte. Flächenmäßig geradzu winzig, so hatte die Direktion Essen aber eine enorme Anzahl von Strecken zu verwalten. Die dort angesiedelte stahlverarbeitende Industrie verlangte immer wieder nach speziellen Güterwagen um die Produkte zun den Verbrauchern oder Seehäfen zu liefern. Die obigen Güterwagen stellen nur zwei Beispiele für Schwerlastwagen dar.

Preußen hatte schon mit der Zeichnung Cf57 einen achtachsigen Tiefladewagen mit gekröpfter Brücke im Dienst. Sie dienten für den Transport überschwerer Maschinen und erheischten besondere Vorsicht.




Fleischmann nahm sich des Modelles an und lieferte eine anständige Umsetzung. Bei mir ist das Modell mit einer schweren Maschine für den Export nach Bulgarien beladen. Als Wetterschutz wurde das Ladegut mit einer hölzernen Haube umhüllt.


5.4.1. Zweiachsige Rungenwagen

Holz als ein wichtiger Bau- und Rohstoff erforderte von den Eisenbahnen des 19. Jh. erhebliche Transportkapazitäten. Neben den weiter unten vorgestellten Drehschemelwagen für den Transport von Stammholz waren die Rungenwagen bzw. niederbordige offene Güterwagen mit der Steckmöglichkeit für Rungen recht häufig im Einsatz.
Preußen hatte mit den Zeichnungen IIc10 und IId5 mit 6 m Achsstand und 10 m Ladeänge 2000 und 10 000 Fahrzeuge als Sl Ru. und Sml Ru im Einsatz.
Die übrigen Länderbahnen bauten eigene Fahrzeuge, die von der Stückzahl her eher Exoten waren.

Zweiachsige Rungenwagen der Bayerischen Ostbahn

Vor 1875 erwarb die BOB einige längere Plattformwagen für 10 t Ladegewicht. Sie hatten niedrige, heraushebbare Bordwände, zum Teil Handbremse und ein ebenes Sprengwerk. Später  wurden die Wagen für 12,5 Tonnen ertüchtigt und verkehrten bis über die Jahrhundertwende hinaus im Dienste der K.Bay.Sts.B. Später wurden sie als Arbeitswagen hergerichtet oder an Privatbahnen verkauft. Die letzten Überlebenden im Staatsdienste fand man in den 20ern als Bahnhofswagen.



Das Modell entstand mit Teilen von Röwa und unter Verwendung von Bausatzresten. Die zum Teil falsche Beschriftung stammt auch aus einem Bausatz.


Zweiachsige Rungenwagen der Verbandsbauart nach Musterblatt A4

Nach Musterblatt A4 wurden nur für die Länderbahnverwaltungen rund 34 000 Wagen gebaut, wodurch der Verbandswagen auf Jahre hinaus der häufigste Rungenwagen überhaupt war. Die Bordwände waren heraushebbar (Auch wenn ich keinen Bildbeleg dafür kenne), die Rungen ursprünglich aus Holz. Die Wagen hatten ein spitzes, ebenes Sprengwerk und 6 m Achsstand, handgebremste Wagen 6,5 m Achsstand.



Der A4 von Roco ist ein ordentliches Modell und bedarf nur einiger Verbesserungen im Detail, grundsätzlich aber muß man sich mit dem Wagen nicht schämen.

Zweiachsige Rungenwagen der Austauschbauart

Knapp 180 Exemplare ließ die DRG vom R Stuttgart im Jahre 1926 bauen, der Wagen teilte sich das Untergestell mit dem Gl Dresden und hatte ein trapezförmiges Sprengwerk. bei 7 m Achsstand. Allein wegen der geringen Stückzahl ist der Wagen ein Exot in meinem Stall.





Roco versuchte sich im Rahmen der Einfachserie am Austauschwagen. Weil ein vorhandenes Fahrwerk verwendet wurde, geriet der Wagen zu kurz, wegen des dicken Wagenbodes auch einen Hauch zu hoch. Stefan Carstens schlug in den 80ern vor, den Wagen entsprechen umzubauen, das werde ich eventuell noch tun.

5.4.1. Zweiachsige Drehschemelwagen

Diese Holzwagen nahmen bei den Länderbahnen abweichende Wege. Während im Süden des Reiches die Holzwagen teils Rungen, niedrige Bordwände und Drehschemel hatten, entsprachen die preußischen Bauarten eher aufgewerteten Drehgestellen bei einem Achsstande von 2,5 m. Erst 1908 wurde auch hier der Achsstand auf 4,5 m mit der Zeichnung Ce119 angehoben.

Zum Drehschemelwagen und der Verwendung finden sich in den Dienstvorschriften zahlreiche Anweisungen. Sie durften nicht unmittelbar vor oder hinter besetzten Personenwagen eingestellt werden. Schemelpaare, die nur über die Ladung verbunden waren, waren in der Anzahl begrenzt. Bei Strecken mit Neigungen bis 1:100 waren es 8 Paare, bei stärkeren Neigungen 5 Paare, in Personenzügen dann 3 bzw 2 Paare.
Auch wurde Sorge getragen, daß nur durch die Ladung verbundene Drehschemelpaare am Zugschluß eizustellen waren.
Ursprünglich gab es für Schemelwagen lange Kuppelstangen unterschiedlicher Länge. Diese verschwanden aber im Betrieb und der Rücklauf zum Versendebahnhof war mangelhaft. Daher wurde dazu übergegangen, die Verbindung der Wagen durch das Ladegut als ausreichend zu erachten. Die Drehschemel erhielten dafür kräftige Zinken, zudem wurden die Stämme zusätzlich mit Ketten zusammengebunden.

Schon in den 20ern nahm in der Weltwirtschaftskrise der Bedarf an Schemelwagen ab, es standen genügend Schienwagen zur Verfügung. Die Wagen wurden ausgemustert oder in Arbeitswagen umgebaut.

Zweiachsige Drehschemelwagen nach Musterblatt IIc11

Ältere Drehschemelwagen sind bei einigen Kleinserienherstellern im Programm zu finden. "Moderne" Vertreter findet der geneigte Modellbahnfreund bei Fleischmann und Märklin, gebraucht auch von Piko.
Kein Wagen entspricht heutigen Ansprüchen, Pikos Uraltmodell ist zwar maßstäblich, aber es ist etwas grob und es fehlen Details, Fleischmanns H Regensburg ist dank 1:85-Geschichte zu breit und Märklin ist einfach nur Märklin.



Der 3D-Druck macht es möglich! Drehschemelwagen preußischer Bauart, beladen mit drei Stämmen Pappelholz.


Zweiachsige Drehschemelwagen nach Musterblatt A5





Das Paar von Piko, am Zustand sieht man meine Ambitionen, den Wagen aufzuwerten. Das Piko-Modell gab es nur ohne Handbremse.





Das Fleischmann-Paar  ist auf den ersten Blick weit besser, leider fast 2 mm zu breit. Auch hier fehlt mir die Muße, etwas zu machen.






Schienen-, Rungen- & Drehschemelwagen