Startseite >> Tips >> OOk
Umbauanleitungen
vierachsiger preußischer Kohlewagen

Bau eines OOk der KPEV/ OO Oldenburg der DRG

Das Vorbild
Vierachsige Güterwagen waren in Deutschland zum Ende des 18. Jh./ Beginn des 20. Jh. nicht sehr verbreitet. Die KPEV ließ 1890 versuchsweise 200 Drehgestellwagen für den Kohlenverkehr bauen. Diese Fahrzeuge sollen sich nicht bewährt haben, so daß sie bald in SSk umgebaut wurden. Vermutlich waren die Wagen für die Stirrnwandkippanlagen zu lang und bei den Empfängern sehr unbeliebt.
Trotzdem ist in einem Wagenhandbuch von 1920 der preußische OOk mit exakt den selben Abmessungen wie das Vorbild für den Umbau enthalten, also muß es noch derartige Fahrzeuge nach dem 1. Weltkrieg gegeben haben.

Das Modell
Die Idee zu diesem Modell kam mir beim Durchblättern des Güterwagenarchivs von Transpress.
Basierend auf dem Umbau von Horst Kohlberg (OO Oldenburg/ Saarbrücken), aus dem Heft "Der Modelleisenbahner"  2/60 soll dieser Wagen nun entstehen.


Skizze fehlt
Bild 1,
aus "Güterwagenarchiv 1"
Das Ausgangsmaterial
Hier kommen wieder fast ausschließlich Teile von Industriemodellen zum Einsatz.
Das Fahrwerk stammt von einem vierachsigen G-Wagen der BB Österreich von Kleinbahn/ Wien.
Die Speichenradsätze sind Roco, bzw. GFN, den Wagenkasten baut man aus drei Teilen: Zwei Oberteile vom O Schwerin, GFN oder in meinem Fall von Trix, sowie einem K Wuppertal von Roco.
Das Bremserhaus soll ein weiterer O Schwerin von GFN spenden, dafür bekommt er dann ein Verbandsbremserhaus und eine weitere Variante des "eisernen Kokswagen" ist entstanden, davon aber an anderer Stelle mehr.


Bild 2
Der GGs von Kleinbahn


Bild 3
Die Drehgestelle, links bereits mit Speichenräder.


Bild 4
Die Wagenkästen von Trix,
hier der Roco-Wagen.


Der Umbau des Wagenkastens, Teil 1

Dafür benötigen wir die drei Wagenkästen, diese müssen nun geschnitten werden. Das ist immer eine etwas schwierige Aufgabe, da jede Ungenauigkeit später zu sehen ist.
Vom O Schwerin benötigen wir zwei Stirnwände, zwei Türen mit Kastenstützen und dem linken Feld ohne Strebe und zwei Türen mit Streben.

Bild 4
die Sägeschnitte am Trixwagen

Das Bild zeigt die notwendigen Sägeschnitte, wie im einzelnen jeder Wagen zerlegt wird, hängt vom Zustand der Modell ab, wie die Kastenstützen aussehen etc. Wichtig ist, daß zwei intakte Stirnwände erhalten bleiben.

Der K Wuppertal gibt die acht Endfelder her, wie untenstehendes Bild verdeutlicht. Dabei muß die Endstrebe, im Bild rechts zu sehen, in jedem Fall erhalten bleiben, an diesem Wagen werden also die Stirnwände zu Abfall. Der Rocowagen ist mit Vorsicht zu behandeln, da er aus sehr sprödem Material besteht!


Bild 5
die Sägeschnitte am Rocowagen

Sind alle Teile zurecht geschnitten, entgratet und verputzt, sehen sie zusammengelegt so aus: 
  


Bild 6
Die Einzelteile des Wagenkastens
 
Das Zusammenkleben begann ich an einer Stirnseite, für den Versatz orientiere man sich an einem O Schwerin von GFN. Zum kleben wird hier Zwei-Komponentenkleber (künftig: 2K) benötigt, da Roco kein PS verwendet. 
Etwas Polystyrol dahintergeklebt und mit der Stirnwand versteift, ermöglicht das weitere Anbringen der übrigen Seitenwandteile in einer Geraden. Für den gleichmäßigen Abschluß der Oberkante nutzt man einen Anschlag.
  


Bild7/8
Die Montage des Wagenkastens


Sind letztlich beide Stirnwände angebaut, kann für die gegenüberliegende Seite eine exakt gleichlange Strebe eingesetzt werden, damit der Wagenkasten maßhaltig wird.
Die andere Seite wird ähnlich montiert bis ein möglichst winkeliger Wagenkasten entstanden ist.
Dieser wird noch ausreichend versteift und mit einem hochliegenden Wagenboden versehen, da er später eine Ladung erhält.
Der weitgehend fertige Wagenkasten, probeweise aufgesetzt auf das (verkürzte) Fahrgestell:
  

Bild 9
Der geschlossene Wagenkasten: Anprobe 

Der Umbau des Fahrgestells

Vom Kleinbahnwagen werden das Oberteil und das Bremserhaus einschließlich der Bühnengeländer entfernt. Die Drehgestelle und Puffer werden ebenfalls abgezogen. 

Vom O Schwerin oder K Wuppertal (GFN) nimmt man ein Bremserhaus und setzt es auf das Fahrgestell und klemmt es gegebenenfalls fest.
Nun folgt die Anprobe des Wagenkastens und es wird deutlich, wieviel mm aus der Mitte entfernt werden müssen. Lieber schneidet man etwas weniger raus und arbeiten mit der Feile nach als daß eine Lücke im Rahmen entsteht. Die Pufferbohle des gekürzten Fahrgestells soll mit dem Wagenkasten abschließen. Unter Umständen müssen noch an der Bremserhausseite Anpassungsarbeiten vorgenommen werden.
Zum Zusammenkleben nimmt man PS-Kleber und verstärkt die Klebestelle mit etwas PS-Profil.
 


Bild 10
das gekürzte Fahrwerk
 
Ist der Klebstoff ausgehärtet, werden die Löcher für die Kulissenführung gebohrt, einmal kurzer und am Bremserhaus mit langem Schacht.
die Drehgestelle werden um ihre Kupplungsdeichseln und die hintere Abstützung erleichtert, bei einem Drehgestell werden alle Auflagepunkte entfernt um eine echte Dreipunktlagerung zu bekommen. Eine Scheibe gleicht die Höhendifferenz aus.
 

Bild 11
Die umgearbeiteten Drehgestelle
 
Jetzt fehlt noch das Sprengwerk, es entsteht aus 0,6 mm Kupferdraht und bedarf kaum einer Erläuterung.

Abschließend wird das Bremserhaus aufgeklebt, mit den Kulissen warte ich noch, da mir geeignete Puffer fehlen.


  
Der Umbau des Wagenkastens, Teil 2

Nun können die Feinarbeiten am Wagenkasten folgen. Die Seitenwände brauchen eine Abschlußkante (Obergurt), diese[n] fertigt man aus PS-Streifen, ich nahm 0,2 mm. Die Breite betrug 1,8 mm, damit liegt das im Rahmen des GFN-Modells.
Diese Kanten werden sauber aufgeklebt, nach dem Aushärten kann man sie vorsichtig auf das nötige Maß kürzen. Wichtig ist, nicht den Fehler zu machen, und die Kante über die Tür zu ziehen. Das gab es beim Vorbild nicht, das GFN-Modell hat die Türkante nur, weil die Seitenwände mit dem K Elberfeld identisch sind.
  


Bild 12
Der Wagenkasten mit den Kantenblechen
 
Zuletzt brauchen die Türen noch Tritte, da die Wagenverschlüsse erst ab 1909 ohne Aufstiege erreichbar waren. Diese biegt man aus 0,5 mm Draht, der Bügel muß etwas über das Sprengwerk hinausstehen, orientieren Sie sich an den Bildern, der Zeichnung und an anderen Modellen.
Schlußscheibenhalter wären im übrigen auch nicht verkehrt... 
 

Bild 13
der Wagen im Rohzustand
Die Ladung

Es wird der bekannte Einsatz aus Schaumpolystyrol gefertigt, mit Steinschotter bestreut und (wie es üblich beim Schottern ist) mit einem Wasser-Leim-Spülmittelgemisch beträufelt. Ist unser Wageneinsatz ordentlich gearbeitet, läuft auch kein Leim unten raus. :-) 


Bild 14
der Wagen mit der Ladung, noch ohne Farbbehandlung


Die Lackierung

Das Fahrwerk muß m.E. nur nachgebessert werden, der Wagenkasten wird grundiert, da Metallteile dazugekommen sind und die Teile eventuell unterschiedliche Oberflächen haben. Dabei kriegt natürlich die Ladung was ab, aber die wird zuletzt geschwärzt.
Die eigentliche Farbgebung erfolgt in RAL 8012. 
 


Bild 15
Der lackierte Wagen
Die Beschriftung
Die Beschriftung muß selber angefertigt oder aus Gaßnerteilen gestückelt werden, was ich eigentlich nicht so mag.
Jetzt endlich fiel mir auf, das Roco den Zettelkasten im zweiten Feld angebracht hat und ich deshalb Schwierigkeiten habe.
Deshalb konnte das "OO" nicht unter der anderen Schrift stehen. Ärgerlich, weil vermeidbar.
Die Beschriftung ist noch lange nicht vollständig, noch fehlen mit die Angaben zum Wagen, wer weiß, ob ein Hersteller sowas bietet. Der Glanz der Schiebebilder ist dem Licht geschuldet.

Bild 16
der teilweise beschriftete Wagen
Nacharbeiten
Nun folgt noch ein bißchen Kleinkram: Fertig beschriften, Altern, Tritte schwarz auslegen und natürlich Puffer und Kupplung.
Die letzendlich angebauten Korbpuffer sind aus einem alten Röwabausatz, die Kurzkupplungskulissen sind von Symoba.
 

Der bis auf die Beschriftung fertige Wagen
1. Umbau 2005
Es kam, wie es kommen mußte: Die Drehgestelle gefielen mir von Anfang an nicht so 1005%ig, 2005 gab es bei eBay 8 amerikanische Drehgestelle mit RP25-Radsätzen für 1 Euro. Eigentlich wollte ich die Radsätze haben, die waren aber aus Kunststoff, die Drehgestelle aber recht schnuckelig. Bei der Gelegenheit bekam der Wagen auch gleich die norwegische Drahtbügelkupplung (TBK). die Radsätze sind von Märklin und wurden auf RP 25 abgedreht und isoliert.
 



Fazit

Es entsteht ein interessantes Fahrzeug, daß bestimmt so schnell kein Hersteller ins Angebot aufnimmt. Im Gegensatz zu den sonstigen Fahrzeugen für die Epoche I mit Vorbildbaujahren um 1910 ist er da schon ein Oldie.

Trotz der Verwendung gebrauchter Teile ist der Wagen mit etwas 30 Euro doch recht teuer (GGs - 5.-; 2x O Schwerin 7.-; K Wuppertal 6 Euro, KKK 5.-; Achsen 4.-; Kleinkram) 
Im Gegensatz zum SSk Köln von GFN hat er in der Ursprungsversion zu grobe Drehgestell, würde aber bei Verwendung eines solchen Wagen bald unbezahlbar, wohl dem, der alle Teile in der Bastelkiste hat.
Für ein feineres Modell würde ich die Oberteile des O von GFN nehmen, auch der K von Roco mit seinem mürben Material ist eher ungeeignet, Alternativen sind mir im Moment nicht bekannt.

Der Arbeitsaufwand umfaßt gut 5 Stunden, wenn man ohne Hektik an die Sache geht.
Nun warte ich nur noch auf die Frage meiner Modellbahnfreunde "Von wem ist den der Wagen...?"



Startseite Bilder Fahrzeuge
 Tips
Umbauanleitungen
vierachsiger preußischer Kohlewagen